Die Bezeichnung „irgendwas mit Medien“ hat mich früher wahnsinnig gemacht. Es ist wie eine Abwertung meiner Arbeit, meiner Leidenschaft und meines Studiums. Heute denke ich, dass es der einfachste Weg für viele ist dieses riesige Feld über einen Kamm zu scheren. Manche meinen es witzig, andere setzen sich mit dieser Aussage einfach überhaupt nicht auseinander. Für mich heißt es, dass sich viele nicht dafür interessieren, was ich wirklich mache.
Ich habe ne Ausbildung zur Gestalterin gemacht, Medienwissenschaften und Kommunikationsdesign studiert und als Redakteurin und Moderatorin gearbeitet. Es gibt viele „einfache Medien-Tussis“. Die nerven mich aber nicht weniger als euch. Denn daher kommt evtl. auch die Abwertung „irgendwas mit Medien“.
Mein Vater glaubte damals wirklich, dass ich in meinem Studium den ganzen Tag nur bunte Bilder male… ich habe nicht ein Bild gemalt, weil das überhaupt nichts mit Medienwissenschaften zu tun hat! Ich habe unterschiedlichste Kurse belegt! Medienanalyse, Medienrecht, Sozialwissenschaften, Programmieren, Grundlagen der Informationssystemtechnik, Nachrichtentechnik, Elektrotechnik (wobei ich da bis heute nicht weiß warum), Filmwissenschaft, Psychologie, Kommunikationsmodelle, Rundfunksysteme und noch so viel mehr!
Ich nehme meinen Job ernst. Behandle gerne neue Themen, spreche mit unterschiedlichen Menschen und versuche das was in meinem Kopf entsteht zu verarbeiten und für andere in Form von Text, Audio oder Video verständlich zu machen. Und das ist gar nicht immer so leicht. Kommunikation zwischen Menschen ist immer noch... schwierig. Oft habe ich das Gefühl, viele wollen nur die Medien konsumieren, die ihre eh bereits vorhandene Meinung widerspiegeln. Gerade in einer Zeit, in der Fake News ein wirklich wichtiges Thema sind, sollte die Arbeit von Journalisten, die ihren Job gut machen, gewürdigt werden. Stattdessen ist man „die böse Presse“ und „die Medien sagen ja nicht wie es wirklich ist“.
Meine Arbeit besteht nicht daraus etwas zu „quatschen“ oder Dinge zu erstellen, die „nett aussehen“. Neben Recherche, Interviews, Planung, Schreiben, Sprechen, usw. produziere ich ja auch recht viel, insbesondere Audiodateien. Das sieht bzw. hört natürlich auch keiner, was da noch an Arbeit hinter steckt. Als Moderatorin oder Nachrichtensprecherin schreibt Dir kein anderer die Texte! Wenn ich im Studio stehe bediene ich (selbstverständlich) die Technik selbst (so wie jeder andere Moderator auch), muss Kritik an meiner Person und meiner Arbeit vernünftig einordnen können und spreche live (im Radio oder auf der Bühne) vor Menschen (mehrere Stunden am Stück).
BWLer machen ja auch nicht „Irgendwas mit Wirtschaft“,
Informatiker machen nicht „Irgendwas mit Technik“,
KFZ-Mechaniker machen nicht „Irgendwas mit Autos“,
Ärzte machen nicht „Irgendwas mit Tabletten und Spritzen“,
Kindergärtner machen nicht „Irgendwas mit kleinen Menschen“.
Aber meine Familie und meine Freunde denken, ich mache „Irgendwas mit Medien“… bis das Smartphone eingerichtet werden muss oder das WLAN nicht richtig funktioniert oder ein gutes Foto gemacht werden muss oder wieder Fake-News blind weitergeleitet werden…
Ich bin Journalistin, weil ich den Wandel der Medien spannend finde. Nicht alles finde ich davon gut, setze mich aber trotzdem mit den Dingen auseinander. Habe die Möglichkeit verschiedene Themen zu bearbeiten und mit Politikern, Musikern, Sportlern, Ärzten, Kindern und einfach Leuten auf der Straße zu sprechen, um dann deren Geschichten zu erzählen.
Und auch meine Leidenschaft für Worte und Sprache, Gestik und Mimik, grenzwertigen Humor und Übertreibungen kann dabei manchmal zum Einsatz kommen. Das Feld der Medien ist wahnsinnig groß, aber egal was man macht, es ist nie „irgendetwas“.
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