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  • AutorenbildMichelle Kradel

Zurück in die Zukunft

Der DeLorean, die TARDIS und Universen.

In vielen Science-Fiction Filme und Serien geht es in die Vergangenheit, die Zukunft oder auch direkt in andere Universen. Eine Film-Trilogie, die ich unzählige Male gesehen habe, ist "Zurück in die Zukunft". Darin reisen Doc Brown und Marty McFly vom Jahr 1985 aus nach 1955, 2015 und 1885.

Leider gibt es noch keine echten Hoverboards und auch die Schuhe von Marty aus der "Zukunft" (2015) wurden von Nike zwar entwickelt und verkauft, sind aber für normal sterbliche Menschen auch 2020 unbezahlbar.

Viele andere Künstler nehmen noch heute Bezug auf die Filme. So reist beispielsweise die Band Busted mit Hilfe des "Fluxkompensators" ins Jahr 3000 (Song: Year3000, veröffentlicht 2002), die britische Band McFly hat sich nach der Figur Marty McFly benannt und die Band SDP nannte ihr Album "Zurück in die Zukunst" (veröffentlicht 2015) ebenfalls in Anlehnung an den Film (Zukunst ist kein Schreibfehler, sondern ein Wortspiel!).


Aber wären Zeitreisen denn nun überhaupt möglich oder nicht?

Damit haben sich schon viele Wissenschaftler beschäftigt. Das größte Problem dabei ist das "Großvaterparadoxon*"! Damit beschäftigten sich zum Beispiel Stephen Hawking, J. Richard Gott und Igor D. Novikov. In dem Paradoxon geht es um eine Reise in die Vergangenheit, um den eigenen Großvater zu töten (warum auch immer!). Das Problem: Reist eine Person X in die Vergangenheit, um den eigenen Großvater zu töten, wird der Vater von Person X nicht geboren und damit die Person X selbst auch nicht. Dadurch könnte diese nie aus der aktuellen Gegenwart in die Vergangenheit reisen, um den Großvater zu töten, wodurch der Großvater ja weiterleben würde - es entsteht ein Paradoxon! Das ist für viele die Begründung, warum Zeitreisen nicht möglich sind.

Außer, wir leben in einem "selbstkonsistenten" Universum*. Igor D. Novikov beschreibt mit dieser Theorie ein Universum, das sich selbst zusammen hält. Das würde bedeuten, dass Zeitreisen möglich wären, aber die Struktur des Universums würde dafür sorgen, dass die Vergangenheit nicht geändert werden kann. Also würde Person X versuchen den eigenen Großvater in der Vergangenheit zu töten, würde es nicht gelingen, um das oben beschriebene Paradoxon zu verhindern.


"The universe doesn't allow perfection"

Das Zitat stammt von Stephen Hawking. 2010 sagte er in einer Doku auf dem Discovery Channel:

„Eine Grundregel des Universums besteht darin, dass nichts perfekt ist. Perfektion existiert einfach nicht."* Hawking betonte aber auch immer wieder, dass es nicht bewiesen ist, dass es nur ein Universum gibt. So könnten Reisen in eine andere Zeit des gleichen Universums vielleicht nicht möglich sein, aber in ein anderes Universum.

Die US-Fernsehserie Fringe greift diese Theorie ebenfalls auf. Darin gibt es kleine Unterschiede zwischen den Universen, in jedem lebt aber je eine Version von Person X. In Fringe werden dann "Déjà-vus" als Zeichen beschrieben, dass eine andere Version von Person X das Gleich schon mal erlebt hat, was nun Person X im eigenen Universum erlebt. Dadurch kommt das Gefühl zu Stande die Situation sei bekannt oder würde sich sogar wiederholen.

Den Gedanken von verschiedenen Universen, die zeitgleich existieren und sich nur in wenigen Punkten unterscheiden, finde ich persönlich extrem schön. Dann könnte es irgendwo andere Versionen von mir, meiner Familie und Freunden geben, die ähnliche, aber trotzdem leicht unterschiedliche Entscheidungen treffen und gemeinsame Erlebnisse haben.


Die T.A.R.D.I.S.

Ein anderes Modell für Zeitreisen gibt es seit den 1960er Jahren mit der britischen Serie "Doctor Who". Die Serie kann über einen so langen Zeitraum produziert werden, da sich der "Doctor" in regelmäßigen Abständen "regeneriert" und wortwörtlich ein neues Gesicht bekommt. Die aktuelle Version des Doctors ist übrigens zum ersten Mal eine Frau! Treuer Begleiter ist immer: die TARDIS. Das ist eine blaue Polizei-Notrufzelle, die unendlich groß von Innen ist (mit Bibliothek, Pool, mehreren Schlafzimmern und natürlich der Schaltzentrale).

TARDIS steht dabei für Time And Relative Dimension(s) In Space, grob übersetzt: Zeit und relative Dimension(en) im Raum. Die TARDIS ist also eine Zeit- und Raummaschine. Denn der Doctor kann nicht nur in der Zeit, sondern auch durchs gesamte Universum reisen. Er kann mitunter sogar alte oder zukünftige Versionen seiner selbst treffen, denn die TARDIS beschützt ihn. Der Doctor selbst ist kein Mensch, sondern ein Timelord, der nicht stirbt, sondern sich bei der tödlichen Verletzung regeneriert.


Würde ich in die Vergangenheit reisen oder in die Zukunft?

Mit der TARDIS auf jeden Fall! Im ersten Moment scheint es verlockend einen Blick in die (eigene) Zukunft werfen zu können. Allerdings weiß man ja nicht, ob das was man sieht, einem gefällt oder nicht. Da der Kontext, der zu dieser Zukunft führt, wahrscheinlich fehlt, würde es einen evtl. wahnsinnig machen, ob man die Zukunft noch ändern könnte oder nicht. Deswegen würde ich auch nicht wissen wollen, wann ich mal sterbe, denn wahrscheinlich würde ich dann nur noch "Blödsinn" machen, nicht, weil ich bis dahin noch "sooo viel erleben muss", sondern weil ich mir denken würde "es passiert mir ja erst etwas an Tag X, vorher bin ich also save und kann nicht sterben".

Würde ich in die Vergangenheit reisen? Ein paar Theorien zu Zeitreisen haben die Befürchtung, dass eine Person nur ein Mal pro Zeitlinie existieren kann und eine ältere Version von sich nicht das jüngere Ich besuchen kann. Das würde bedeuten, dass man bei einer Reise in die Vergangenheit auch wieder das Alter, den Körper und den Wissenstand von damals annehmen muss - man wüsste also nicht mehr, dass man aus der Zukunft kommt.

Gäbe es allerdings die Möglichkeit nur zu beobachten würde ich den Blick in die Vergangenheit sehr spannend finden! Man könnte die eigenen Erinnerungen auffrischen/ aktualisieren und inzwischen verstorbene Angehörige noch ein Mal sehen - auch wenn keine direkt Interaktion möglich wäre! Da würden mir mehrere (für Außenstehende) unspektakuläre Momente einfallen, die ich mir erneut ansehen würde.

Aber andersrum würde ich es auch sehr spannend finden, wenn mich in der heutigen Zeit mein Vergangenheits-Ich besuchen würde. Allerdings fürchte ich, sollten Zeitreisen möglich sein, würde sich die Version von einem nicht daran erinnern können, denn sonst würden Menschen von ihren Erlebnissen ja berichten. Am Ende ist es vielleicht wirklich ein selbstkonsistentes Universum, dass eine Veränderung oder die Erinnerung an Zeitreisen nicht zulassen würde.

 

*Quellen:

Großvaterparadoxon & selbstkonsistentes Universum:

Nagel, Henriette: Zukunft war gestern: Zeitreisemodelle im Film, Mühlbeyer-Verlag, Frankenthal, 2014.


Perfektion des Universums:

Portmann, Edy: Fuzzy Humanist: Trilogie Teil III: Von der Fuzzy-Logik zum Computing with Words, S. 48, Springer Fachmedien, Wiesbaden, 2019.



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